Das LNG-Terminal in Zeebrügge

Rekordmenge an russischem Gas über das LNG-Terminal in Zeebrügge exportiert

Noch nie ist so viel Flüssiggas (LNG) aus Russland im Hafen von Zeebrügge angekommen, wie im vergangenen Jahr. Der LNG-Import aus Russland ist dort 2022 um 70 % gegenüber 2021 gestiegen. Dies ist aus Zahlen ersichtlich, die VRT NWS beim Internationalen Datenunternehmen (ICIS) angefragt hat. Dieses Flüssiggas wird per Schiff nach Zeebrügge gebracht, von wo aus es über Pipelines oder über andere Schiffe weiter exportiert wird - auch nach China. Gleichzeitig wird aber in Europa deutlich weniger russisches Gas verbraucht. Premierminister De Croo erinnerte in diesem Zusammenhabg daran, dass man die russischen LNG-Gaslieferungen an China nicht unterbrechen sollte, denn dann würden die Weltmarktpreise für Gas wieder deutlich steigen. 

In der Europäischen Union und damit auch in Belgien wird seit dem Krieg in der Ukraine deutlich weniger russisches Gas verbraucht, schlicht und einfach deshalb, weil Russland selbst den Gashahn zugedreht hat. Doch mit dem Export von russischem Flüssiggas hat das nichts zu tun. LNG wird weiterhin per Schiff aus Russland nach Europa transportiert und die Lieferung dieses Gases ist letztes Jahr hier um ein Drittel gestiegen.

Daran hat das LNG-Terminal im Hafen von Zeebrügge, eine der wichtigsten Drehscheiben für Flüssiggas überhaupt, einen wichtigen Anteil, denn hier wurde 2022 70 % mehr LNG aus Russland zum Weitervertrieb angeliefert, als im Jahr davor. Das entspricht einer Liefermenge von 4,29 Millionen Kubikmeter LNG bzw. 25 russischen Mega-LNG-Tankern, die teilweise als Eisbrecher auch die nördliche Seeroute von Sibirien aus und um Skandinavien herum Zeebrügge erreichen können.

Sogar im vergangenen Monat Februar, als die Welt dem ersten Jahrestags des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gedachte, wurde eine absolute Rekordmenge an diesem Energieträger in Zeebrügge umgeladen.

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Am 1. März legte der russische LNG-Eisbrechertanker Vladimir Voronin in Zeebrügge an

Von Zeebrügge aus wird dieses Flüssiggas über Pipelines in verschiedene europäische Länder geleitet, auch in Nachbarländer wie Deutschland. Illegal ist das nicht, denn die Europäische Union verfügte in den wirtschaftlichen Boykott-Paketen gegen Russland kein Embargo für russisches LNG-Flüssiggas, wie dies z.B. bei Öl der Fall ist.

Doch die hohen LNG-Importzahlen aus Russland sind angesichts des wirtschaftlichen Boykotts schon auffallend und dies zeigt, dass es nicht so einfach ist, Energielieferanten zu ersetzen, auch aus politischen Gründen nicht. Besonders prekär ist dabei, dass Russland über Zeebrügge auch weiterhin unbegrenzt sein Gas nach China liefern kann. Chinesische Tanker holen russisches Gas über den Suez-Kanal und das Mittelmeer in Zeebrügge ab. 

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Der russische LNG-Tanker Vladimir Rusanov in Zeebrügge

Premier De Croo: "Verträge am besten einhalten"

Belgiens Premierminister Alexander De Croo (Open VLD, Foto unten) bestätigte, dass der Hafen von Zeebrügge eine Drehscheibe auch für den Export von russischem Flüssiggas nach China ist. Er erinnert aber in diesem Zusammenhang auch daran, dass es sich dabei um Verträge handelt, die lange vor dem Krieg in der Ukraine abgeschlossen wurden, teilweise schon 2015.

Und er erinnert daran, dass die Weltmarktpreise für Gas steigen würde, wenn man russische Gaslieferungen für China beenden würde. Das würde dann auch die Gaspreise für die Verbraucher in Belgien betreffen.

Laut De Croo würden die europäischen Gasimporte, die als Boykott gegen Russland von der EU erwirkt wurden, schon greifen. Europa sei zu 40 % von russischem Gas anhängig gewesen. Heute würde nur noch 15 % des in Europa benötigten Gases aus Russland kommen.

Premierminister Alexander De Croo
Diego Ravier / Hans Lucas

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