Kommt das Einstein-Teleskop in die Provinz Limburg? Zusätzliche Messungen in den Voeren
In den Voeren in Limburg nahe der niederländischen Grenze wurden in den vergangenen Tagen seismologische Untersuchungen durchgeführt, mit denen herausgefunden werden soll, wie der Boden und seine Lagen und Schichten beschaffen sind. Dabei geht es unter anderem um die Suche nach Quellen für und nach Auswirkungen von Vibrationen. Dies ist wichtig für den Bau des sogenannten Einstein-Teleskops, dass hier im Dreiländereck in der Provinz Limburg entstehen könnte.
Jetzt wurden dazu seismologische Messungen auf einem Trajekt von etwa 4 km Länge zwischen 's Gravenvoeren in den Voeren in Flämisch-Limburg und Eijsden-Margraten in der benachbarten niederländischen Provinz Südlimburg durchgeführt. Dabei wurden elektrische Fahrzeuge eingesetzt, die Vibrationen abgeben. Vor einigen Monaten wurden hier ähnliche Tests mit vibrierenden Dieselfahrzeugen gemacht.
Bevor diese vibrierenden Mobile losgeschickt werden, bringen Wissenschaftler Sensoren in den Boden. Das sind kleine Röhrchen von nur einigen wenigen Dezimetern Größe, die kaum sichtbar sind, erklärte Bjorn Vink vom niederländischen Forschungszentrum Nikhef dazu: "Wenn wir mit unseren elektrischen Instrumenten Vibrationen erzeugen, dann können wir diese mit diesen Sensoren messen." Das Nikhef ist das nationale niederländische Forschungszentrum für subatomare Physik in Amsterdam, das ebenfalls in die Vorbereitungen für das Einstein-Teleskop involviert ist. Diese Messungen, so der Nikhef-Geologe weiter, reichen bis in eine Tiefe von 500 Metern in der Erde.
Die Sensoren bleiben nach den seismologischen Messungen weiter dort, wo sie angebracht wurden: "Wir lassen gut hundert Sensoren noch eine Zeit lang im Boden, vielleicht einen Monat lang. Damit können wir z.B. Erdbeben messen oder Vibrationen, die von woanders herkommen."
Die Forscher wollen sich ein so breitgefächertes Bild des Bodens und seiner Lagen und Beschaffenheit in der Region wie möglich machen, um sicher zu sein, dass die Euregio Maas-Rhein eine geeignete Lage ist, um das Einstein-Teleskop hier aufbauen zu können. An den Forschungen, die insgesamt auf rund zwei Jahre angelegt sind, ist auch die Katholische Universität Löwen (KU Leuven) beteiligt.
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Worum geht es hier überhaupt?
Ein Einstein-Teleskop ist ein unterirdisches L-förmiges Observatorium, mit dem Gravitationswellen aus dem Weltall untersucht werden können und das mit Lasertechnologie arbeitet. Gravitationswellen werden ausgestrahlt, wenn sich Schwarze Löcher bilden. Das Teleskop soll Daten über solche Gravitationswellen sammeln, die es den Wissenschaftlern ermöglichen, tiefer in das Universum zu blicken.
Aktuell gibt es nur noch zwei mögliche Standorte für ein solches Einstein-Teleskop: Die italienische Insel Sardinien und die Euregio-Maas-Rhein. Der Gouverneur der Provinz Limburg in Flandern, Jos Lantmeeters, setzt große Hoffnungen darauf, das Einstein-Teleskop an Land ziehen zu können und dieses kostspielige Projekt nach Limburg zu holen.
Das für die Euregio - die Grenzregion zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden - bzw. für Limburg geplante Einstein-Teleskop soll als dritte Generation von Gravitationswellendetektoren wesentlich genauer werden und kann viele Quellen von Gravitationswellen finden sowie die allgemeine Relativitätstheorie in Systemen mit starken Gravitationsfeldern präziser vermessen.
Limburgs Gouverneur ist begeistert
Eine Entscheidung darüber, welche Region das Teleskop beherbergen darf, wird erst im Jahr 2025 erwartet. In Maastricht in Niederländisch-Südlimburg wurde dazu 2021 die Probe-Installation ETpathfinder gebaut, die von dem deutschen Experimentalphysiker Stefan Hild geleitet wird.
Limburgs Gouverneur Lantmeeters ist der Ansicht, dass das Grenzgebiet seiner Provinz am besten geeignet ist, um das Projekt zu beherbergen, falls die belgisch-niederländisch-deutsche Bewerbung den Zuschlag erhält, wie er bereits im April 2022 andeutete. Er sei bereit, 1 Mia. € der 3 Mia. €, die zur Finanzierung des Projekts erforderlich sind, zur Verfügung zu stellen oder zumindest dafür zu sorgen: "Während der Bauphase wird das Teleskop 3 Mia. € kosten."
"Deutschland und die Niederlande haben sich bereits bereit erklärt, ihren Teil der Kosten beizusteuern. Wir müssen noch unseren Beitrag leisten! Untersuchungen haben ergeben, dass jeder investierte Euro 3 € einbringen wird. Wir müssen investieren. Es wird sich lohnen."