Vielen Kommunen in Belgien fehlen die Hausärzte

In vielen Gemeinden fehlen nach wie vor die Hausärzte und dies obschon es ausreichend dieser Ärzte gibt. Dies liegt unter anderem an der Tatsache, dass die Zahl der nachrückenden Hausärzte regional sehr unterschiedlich gewichtet ist. Nicht überall im Land können Hausärzte, die Praxen von in Rente gegangenen Medizinern übernehmen, die steigenden Konsultationen ausreichend aufnehmen.

Das führt nicht zuletzt dazu, dass Hausarztpraxen neue Patienten nicht mehr unbedingt annehmen können. Und die, die in Gemeinden leben, wo es Hausärzte gibt, die müssen oft tagelang auf eine Konsultation oder einen Hausbesuch warten. Was früher eher der Fall in den Großstädten in Belgien war, verlagert sich jetzt in den ländlichen Raum.

VRT NWS schaute sich dazu die Gemeinde Opwijk in der Provinz Flämisch-Brabant an. Hier kommen auf rund 15.000 Einwohner gerade einmal 8 Hausärzte. Nach Ansicht des Landesinstituts für Kranken- und Invaliditätsversicherung LKIKV aber braucht jede Gemeinde pro 10.000 Einwohner 9 Hausärzte, um die Gesundheitsfürsorge aufrecht erhalten zu können.

Der flämische Hausärzteverband Domus Medica ist gerade dabei, eine Studie zu dieser Problematik zu erstellen. Diese Studie soll im Sommer abgerundet und im Herbst vorgestellt werden. Auch hier heißt es dazu, dass das Problem nicht an der Zahl der Hausärzte liegt, sondern an der lokal und regional unterschiedlichen Gewichtung: „Insgesamt haben wir genug Hausärzte. Das Problem liegt in der Aufteilung und in der Kombination einiger Faktoren, wie die Verwaltung und die Sprachbarrieren in einer großstädtischen Umgebung.“

Dies kann Ann Van den Bruel, Hausärztin und Professorin für hausärztliche Medizin an der Universität Löwen (KU Leuven) unterstreichen: „Es ist in der Tat so, dass wir über ganz Belgien verteilt genug Hausärzte haben, auch im Vergleich mit anderen Ländern. Doch durch die unterschiedliche Verteilung des Angebots liegen in einigen Regionen fühlbare Mängel vor, während es irgendwo anders aber sehr einfach ist.“

In den vergangenen Jahrzehnten habe sich auch einiges Verändert, so Van den Bruel: „Die Nachfrage in diesem Bereich aus der Bevölkerung ist heute anders. Innerhalb von 15 Jahren ist die Zahl der Konsultationen um 20 % gestiegen. Das hat unter anderem auch mit der Vergreisung zu tun. All diese Leute brauchen ihren Platz und das bedeutet mehr Arbeit für die Hausärzte.“ Es werden in absehbarer Zeit aber auch wieder viele Hausärzte in Rente gehen. Aktuell sind in Belgien rund ein Drittel aller Hausärzte über 65 Jahre alt. 

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