Die Antwerpener Universität enthüllt "echte" Farben in einem Vermeer-Gemälde

Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Antwerpen (UAntwerpen) haben feststellen lassen, dass an einigen Werken von Johannes Vermeer im Laufe der Zeit farbliche Veränderungen stattgefunden haben. Über eine virtuelle Restaurierung des Werks „Die Malkunst“ (1666 oder 1668) konnte erkannt werden, dass das Blau des Lorbeerkranzes einer der Personen im Bild vor 350 Jahren eher grün war. 

In „Die Malkunst“ sieht man den Maler Vermeer mit dem Rücken, wie er sein Modell Clio malt, die griechische Muse der Geschichte. Dieses Meisterwerk von Johannes Vermeer ist im Kunsthistorischen Museum in Wien zuhause und es ist eines der wenigen Werke, die derzeit nicht in der großen Ausstellung zu dessen Werk im Rijksmuseum in Amsterdam zu sehen ist.

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"Die Malkunst" von Jan Vermeer

In diesem Werk wurde jetzt festgestellt, dass einige Blautöne eigentlich grün waren, als der Meister sie malte. Frederik Vanmeert von der Antwerpener Uni sagte dazu gegenüber VRT NWS: „Wenn man vor dem Bild steht, dann fällt die Verfärbung am ehesten auf Höhe des Lorbeerkranzes von Clio auf. Anstelle eines glänzenden Grüns hat der jetzt ungefähr die gleiche Farbe angenommen, wie ihr hellblauer Mantel. Es scheint so, als hätte ihr Vermeer eine Kopfbedeckung mit passender Farbgebung geben wollen.“

Scan ohne Berührung

Dieser Einschätzung wollten die Wissenschaftler und Kunsthistoriker der Antwerpener Uni genauer auf den Grund gehen und zogen letzten Herbst mit einem speziellen und selbst entwickelten Scanner nach Wien, wie Koen Janssens, der ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war, gegenüber VRT NWS erzählte: „Dies machen wir ohne Farbproben und ohne, dass wir das Gemälde berühren. Wir schauen, welche Pigmente oder Farbbestandteile Vermeer gebrauchte und wir suchten nach Spuren von Pigmenten, die verschwunden sind.“

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Damit konnten Spuren von in den vergangenen 350 Jahren ausgebleichten Gelbtönen entdeckt werden: „Vermeer nutzte ein Gemisch von ultramarinem Blau und organischem Gelb. Doch letztes hat den Zahn der Zeit nicht überstanden.“ Dazu sollte man farbkundlich wissen, dass grün eine Kombination von blau und gelb ist. Wenn man das Gelb entfernt, dann bleibt lediglich blau übrig. Dies ist mit dem Werk „Die Malkunst“ von Vermeer wohl passiert. Der Meister war bekannt dafür, dass er ultramarines Blau gebrauchte, dass damals ein kostbares Gut war, das aus Afghanistan kam und seinerzeit „teurer als Gold war.“

Virtuelle Rekonstruktion

Die Universität Antwerpen hat auf Basis der in Wien gescannten Daten auch herausfinden können, dass man die Unterschiede zwischen dem blauen und dem grünen Lorbeerkranz von Clio erkennbar machen kann und dies wiederum, ohne das Gemälde berührt zu haben.

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Ähnliche Untersuchungen führte die UAntwerpen mit ihrem Scanner auch schon bei einem anderen Werk von Johannes Vermeer durch, bei „Dienstmagd mit Milchkrug“ und bei „Die Nachtwache“ von Rembrandt im Amsterdamer Rijksmuseum durch. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung bei „Die Malkunst“ werden in diesen Tagen im Rahmen eines Symposiums am Rande der großen Vermeer-Ausstellung in Amsterdam präsentiert und besprochen, doch diese Veranstaltung ist seit langem bereits ausverkauft… 

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