"Redercentrale" und EU-Hilfe: Die Folgen des Brexit für die belgischen Fischer und die Fischerei im Wandel

Die „Redercentrale“ in Ostende fördert als Produzentenverband mehrere Projekte auch mit Hilfe von verschiedenen europäischen Finanzierungsquellen. Noch in diesem Frühjahr wird der neue Europäische Fonds für Maritime Angelegenheiten, Fischerei und Aquakultur (EFMZV-FIVA) starten. Daneben laufen jetzt auch EU-finanzierte Projekte an, mit denen die Folgen des Brexit konkret für die hiesige Fischerei abgefedert werden sollen. Hier greift die „Brexit Adjustment Reserve“, kurz BAR.

Ein drittes Projekt der „Redercentrale“ in Ostende ist OVIS, der „Unterstützungsfonds für Fischerei im Wandel“. Inzwischen wurden hier zwei Projekte im Rahmen des BAR-Fonds ans Laufen gebracht. Zum einen war dies das Projekt „Testreisen britische Häfen“, das im August 2022 zu Ende ging. 

Hier ging es um die Akzeptanz von belgischen Fischerbooten in britischen Häfen, um dort frischgefangenen Fisch zu verarbeiten, der danach per Kühlcontainer weiterbefördert wird (wie lange vor dem Brexit bereits gängige Praxis war). Die Ergebnisse davon werden noch ausgewertet.

Zum anderen läuft jetzt das Projekt „Kollektive Aufklärung, Individuelle Begleitung“ an, dass dafür sorgen wird, dass alle im belgischen/flämischen Fischereisektor (es gibt in Belgien nur flämische Fischer bzw. Reeder von Fischereiflotten) mit neuen Verfahren, angepassten Aktivitäten und neuen logistischen Herausforderungen vertraut gemacht werden (wozu auch Informationen zum Stand der Dinge nach dem Brexit und den entsprechenden neuen Verfahren gehören). Hier werden die Betroffenen auch individuell beraten.

Weitere eingereichte Projekte

Neu eingereichte Projekte betreffen die „Digitalisierung an Bord“. Hier geht es um eine zu 75 % bezuschusste Investition in neue Waagen, Printer für Etiketten, Fischkisten und digitale Tools für den Fischfang. Auch hierzu gehören Anpassungen, die seit dem Brexit erforderlich sind, denn auch dort geht die Digitalisierung in dieser Hinsicht voran.

Das zweite Projekt ist „Kompensierung der Reedereien“, in dessen Rahmen es um Unterstützungen nach Verlusten durch Verringerungen von Fangquoten, durch verspätet ausgezahlte Fischereilizenzen (seit 2021) und zu zusätzlichen Kosten und Verlusten, die Fischern entstanden sind, weil sie im Zuge des Brexit britische Häfen nicht zum Anlegen anlaufen durften. Hier wird noch auf eine Zustimmung für das Projekt durch die EU-Instanzen gewartet.

Britische Häfen anlaufen?

Seit dem 16. November 2022 kann der britische Hafen von Milford wieder aus kommerziellen Gründen angelaufen werden, wenn die entsprechenden Schiffe dort verlangten Bedingungen und Prozeduren entsprechen (können). Seit dem Brexit ist dies mit zusätzlichen Kosten verbunden, denn die Tarife in den britischen Häfen sind „signifikant“ angestiegen. Auch hier hat die „Redercentrale“ einen Antrag auf Kompensierung durch die „Brexit Adjustment Reserve“ eingereicht.

Reedereien, die Milford oder andere britische Häfen anlaufen, sind dazu angehalten, alle Formulare und Rechnungen zu archivieren. Falls dem Antrag zugestimmt wird, fließen aus dem BAR bzw. von der EU 75 % der entstandenen Un- oder Mehrkosten zurück. Zum Schluss gibt es noch einen Projektantrag, der sich mit dem Verlust von Fangmöglichkeiten in britischen Gewässern seit dem Brexit befasst. Hier ist seit dem eine komplexe Verhandlungsstruktur entstanden, bei der die „Redercentrale“ ebenfalls beratend zur Seite steht und versucht, Kompensationen zu erreichen.

Quelle: Fachblatt und Mitgliederzeitschrift der „Redercentrale“ 

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