Noch nie starben in Brüssel so viele Obdach- oder Heimatlose auf der Straße
2022 verstarben 79 Obdach- oder Heimatlose in den Straßen der belgischen Hauptstadt. Dies meldet das „Kollektiv Straßentote“, eine Gemeinschaft, die jeder dieser so verstorbenen Personen einen würdigen Abschied geben möchte. Diese Vereinigung entstand 2004, als in der Nähe des Brüsseler Bahnhofs Brüssel Süd/Midi zwei Obdachlose umgebracht wurden, deren Leichen erst Monate später entdeckt wurden.
Im vergangenen Jahr verstarben 79 Obdach- oder Heimatlose in Brüssel auf der Straße. Etwa ein Drittel dieser Menschen überlebten den Winter nicht.
Von diesen Toden waren die übergroße Mehrheit Männer, nämlich 70 an der Zahl. Daneben verstarben so 8 Frauen und eine als non-binär bezeichnete Person.
Das Brüsseler „Kollektiv Straßentote“ versucht, sich ein Bild von den Todesumständen dieser Personen zu machen bzw. von der Todesursache. Doch dabei stößt man nicht selten auf das ärztliche Berufsgeheimnis.
Problematisch ist auch manchmal, die Identität dieser Menschen herauszufinden. Das Kollektiv möchte z.B. mögliche Angehörige der Verstorbenen finden und diese von den Todesfällen unterrichten. Manchmal kann so ein würdiges Begräbnis organisiert werden.
Ab und zu arbeitet das „Kollektiv Straßentote“ auch mit Einwanderergemeinschaften zusammen, damit die sterblichen Überreste, wenn dies vielleicht ein Wunsch des Toten oder dessen Familie war, in dessen Heimat repatriiert werden können.
Am Mittwochvormittag fand im Brüsseler Rathaus eine Gedenkfeier für die zahlreichen Straßentoten in der Hauptstadt statt und am Nachmittag gab es eine kleine Gedenkzeremonie an einem Baum, der 2011 für diese Toten am Albertina-Platz vor dem Zentralbahnhof.